Sonntag, 1. Juli 2012

Wie alles anfing ...

Wie kommt man bloß auf die Idee, sich einen alten Bauwagen zu kaufen?!

Meine Schwiegereltern leben auf dem Lande an einem wahrhaft idyllischen Ort – allerdings: Landschaftsschutzgebiet!  Mit viel Geschick haben sie sich ein kleines Häuschen zu einem mittelgroßen Haus ausgebaut und sich damit ein persönliches Paradies erschaffen.
 Leider ist das Haus – ideal für 2 Personen - nicht wirklich dazu geeignet, viele zusätzliche Menschen aufzunehmen - und wir sind nun mal fünfe derer (drei halbwüchsige Kinder samt Eltern). Das führt jeweils spätestens nach drei Tagen zu Unstimmigkeiten und Frust. Das ist dann immer etwas anstrengend und da wir in Berlin leben lohnt sich ein Besuch für weniger als 5 Tage einfach nicht. Ein Hotel ist teuer und es ist auch kein wirklicher Familienbesuch, wenn man sich immer nur auf einen Kaffee oder ab und zu mal zum Essen sieht.

Leider bekommt man im Landschaftsschutzgebiet so ohne weiteres keine Genehmigung zum Bau einer Immobilien/ eines Ferienhauses, nicht mal für ein kleines!! Was also tun?
Nach reichlichen Überlegungen, beim Dauer-Zelten angefangen über die Anschaffung einer Jurte sind wir auf die Idee gekommen, einen zum Feriendomizil geeigneten Bauwagen zu suchen. Er ist schließlich keine Immobilie, sondern eine Mobilie, also nicht genehmigungspflichtig. Außerdem ist er robust und immer bereit, auch wenn man spät in der Nacht ankommt. Wir bleiben in der Nähe der Schwiegereltern und haben doch unseren eigenen Rückzugsraum – ideal!


Also haben wir nach Ostern angefangen, uns die Rahmenbedingungen zu überlegen:
Da das Grundstück der Schwiegereltern sehr groß ist (ca. 1 Hektar), spielten die Maße keine große Rolle. Wichtig war ein intaktes Dach, solide Außenwände aus Holz und daraus resultierend ein trockener Innenraum. Der Wagen sollte fahrbereit sein und insgesamt in einem Zustand, der keinen kompletten Neuaufbau verlangte – und natürlich bezahlbar.
Ich bin also im den Weiten des Internets auf die Suche gegangen und habe geschaut, was da so alles angeboten wird. Einachsige Bauwagen – zu klein, große Baucontainer-Wagen – zu hässlich, historische Zirkuswagen – schön aber zu teuer. Sehr schnell war uns klar, dass es einfach keinen fertig ausgebauten Wagen gibt, der unseren Ansprüchen genügt. Die angebotenen Wagen waren entweder von innen leer oder wie eine richtige Wohnung mit Küche, Bad und allem Luxus ausgestattet – dafür unbezahlbar. 


Schließlich dann unser Fund bei ebay: ein alter Ost-Bauwagen von 1959 mit intakter Holzverkleidung und Zinkblechdach und zu unserer Überraschung mit sehr gut erhaltenem NVA(!)-Fahrgestell. Leider stand das gute Stück bei einem Baumaschinenhändler in Cottbus. Der Verkäufer hatte zum Glück Geduld mit uns und erklärte: wenn er den Wagen innerhalb eines Monats vom Hof bekäme, wäre das für ihn in Ordnung. Also haben wir den Wagen kurzerhand besichtigt und gekauft.

Doch wie bekommt man jetzt ein 5-Tonnen-Gefährt von Cottbus in den Bayerischen Wald?
Mal kurz an den PKW hängen geht natürlich nicht, also: Spedition suchen! Die meisten Anbieter kamen nicht in Frage, da unser Wagen für den Transport mit einem Tieflader zu hoch war und sie nicht bereit waren, das gute Stück mit den maximal zugelassenen 65 km/h über die Landstraße zu ziehen. Irgendwann bin ich dann auf dem Portal www.wagendorf.de gelandet. Dort kann sich jeder anmelden und Angebote und Gesuche eintragen, auch zum Schleppen von Wagen. Wir hatten Glück!! Nach kurzer Zeit meldete sich ein netter und hilfsbereiter Mann aus NRW. Mit seiner Hilfe habe ich alles für den Transport vorbereitet und er hat dann gegen ein sehr faires Entgelt unsere Neuerwerbung durch die halbe Republik geschleppt. Als Oldtimer-Fan verdient er sich das Geld für den Unterhalt seines historischen THW-Einsatzfahrzeuges mit gelegentlichen Transportaufträgen.


Am Bestimmungsort hat mein Mann das Gespann in Empfang genommen. Zuvor hatte er schon einen guten Standplatz ausgesucht und vorbereitet. Für die letzten Meter auf dem Grundstück musste dann noch ein freundlicher Landwirt aus der Nachbarschaft gefunden werden. Der hat schließlich unseren Bauwagen mit seinem „Bulldog“ an den befestigten Standplatz geschleppt und zurechtgerückt. Am nächsten Tag wurde der Anhänger dann noch aufgebockt, damit die Reifen sich nicht unter der Last des Wagens beim Stehen zu Eiern verformen – vielleicht soll das gute Stück ja irgendwann nochmal ein neues Zuhause bekommen…

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